Incels, RedPiller und Toxische Maskulinität
- Cantor Brahe: Incels, RedPiller und Toxische Maskulinität, in: Toxische Männlichkeit, Nebenwidersprüche - Anarcha-Feministisches FanZine, Ausgabe 02/März 2019
Am 23. Mai 2014 ermordete der 22-jährige selbsternannte Supreme Gentleman Elliot Rodger in der kalifornischen Kleinstadt Isla Vista sechs Menschen und verletzte 13 weitere, bevor er sich selbst erschoss. Mit seiner Tat erweiterte Rodger nicht nur die unendliche Geschichte der Schusswaffendebatte in den USA um ein weiteres Kapitel, sondern rückte auch ein bis dahin wenig bekanntes Phänomen ins Interesse der Öffentlichkeit: Incels.
Wie viele digitale Communitys ist die Incel-Bewegung eine dezentrale, internationale, hauptsächlich anglophone, hauptsächlich anonyme Interessengemeinschaft, die sich über persönliche Blogs und öffentliche Diskussionsforen wie →Reddit und →4chan austauscht. Und wie die meisten digitalen Communitys wird auch die Incel-Bewegung im etablierten öffentlichen Diskurs in der Regel ignoriert oder als unbedeutender Zeitvertreib abgetan, der keinen Einfluss auf das „wirkliche“ Leben habe. Obwohl es seit Isla Vista weitere Anschläge selbstidentifizierter Incels gegeben hatte – am bekanntesten zuletzt 2018 in Toronto, als Alek Minassian in einem Facebook-Post „All hail the Supreme Gentleman Elliot Rodger!“ schrieb, kurz bevor er mit einem Van zehn Passant*innen tötete – ist über die toxische Jauchegrube der Incel-Community und ihre Verbindung zur aktuellen antifeministischen und nationalistischen Online-Radikalisierung wenig öffentlich bekannt. Was bedeutet überhaupt Incel? Die Bezeichnung Incel ist eine Verschmelzung aus den englischen Wörtern involuntary (=unfreiwillig) und celibate (=sexuell enthaltsam). Erfunden wurde dieser Begriff von einer bisexuellen Frau[1] namens Alana, die in den 1990er Jahren die Webseite „Alana’s Involuntary Celibacy Project“ entwickelte. Mit diesem Forum wollte Alana allen Menschen eine Anlaufstelle und Austauschmöglichkeit geben, die ihre eigene Erfahrung von Einsamkeit teilten: aufgrund von Aussehen oder sozialer Ungeschicktheit dauerhaft ohne intime Partnerschaft zu sein. Von der ursprünglichen Inklusivität des Incel-Begriffs ist seitdem nichts mehr übrig, nach aktueller Selbstdefinition können nur Männer incel sein, Frauen höchstens volcel (=freiwillig auf Sex verzichtend). Diese Einschätzung bedingt sich aus dem Geschlechterverständnis der Incel-Community, nach dem Frauen die →Gatekeeper von Sex sind und diesen Incel-Männern vorenthalten.[2] Ihre Einstellung gegenüber Frauen zeichnet bereits ein sehr deutliches Bild der Incel-Gemeinschaft. Zunächst einmal ist zu wissen, dass Incels nie von Frauen sprechen. Im Incel-Sprachgebrauch heißen Frauen Femoids (manchmal zu Foids abgekürzt), Sperma-Halden oder auch einfach nur Löcher. Ein weiterer beliebter Begriff ist Roastie, abgeleitet von der ebenso frauenverachtenden wie irrsinnigen Annahme, dass Vaginen durch penetrativen Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern ausleiern würden[3] und dadurch bald aussähen wie Roastbeef. Nach Incel-Logik ist weibliche Sexualität gleichermaßen erstrebenswert wie verachtenswert. Ein Incel-Blogpost ohne →Slutshaming stammt wahrscheinlich von einem Fakecel statt einem Truecel.[4] Chads und Stacys, Alphas und Betas – die Welt aus Incel-Sicht Incels sehen sich als sogenannte Beta-Männer, die aufgrund anatomischer oder sozialer Unzulänglichkeiten zu einem Leben ohne Sex und weibliche Zuneigung verdammt sind. Neben extremem Frauenhass spielt Selbsthass bzw. Selbstmitleid eine sehr große Rolle in der Incel-Community. Frauen existieren und haben andauernd Sex, aber nicht mit ihnen, weil ihre Knochenstruktur zu unmännlich, ihre Handgelenke zu schmal, ihre Kieferknochen nicht ausgeprägt genug oder ihre Oberschenkel zu kurz sind. Sexuell begehrt, so die Incel-Logik, werden von Frauen nur maskuline Alpha-Männer. Wie jede klischeebeladene US-amerikanische High School im Film leben Incels in einer absoluten →Dichotomie von Nerds (intelligent, aber unsportlich, sozial ungeschickt und für immer Single) vs. Jocks (sportlich-gutaussehend aber dumm, arrogant und gemein, kriegen alle Mädchen). Während Incels sich selbst in einer Mischung aus selbstironischer Abwertung und Außenseiterstolz freimütig als Beta-Männer bezeichnen, werden diese angeblichen Alpha-Männer meist verächtlich als Chads tituliert. Die nach Incel-Maßstäben attraktiven Frauen, die alle konstant mit Chads kopulieren, sind Stacys, als weniger attraktiv und sexuell aktiv angesehene Frauen werden Beckys genannt. Es ist wichtiger Bestandteil des Incel-Selbstverständnisses, dass zwar Stacys die hassenswertere, weil scheinbar unerreichbarere und promiskere Kategorie Frau ist, aber auch Beckys nur Chads wollen. Weshalb keine willigen Sexpartnerinnen für Incels übrig bleiben. Diese Einschätzung leitet sich aus dem zentralen Weltbild der Incel-Community ab: alle Frauen sind hypergam, d.h. sie streben nach einem Partner über ihrer eigenen sozialen Klasse. Im Incel-Kontext bezieht sich dies vor allem auf die „Attraktivitätsstufe“. Mit Beta-Männern geben Frauen sich, wenn überhaupt, nur vorübergehend oder widerwillig ab, sobald ab Mitte 20 ihre eigene Attraktivität abnimmt und damit ihr „sexueller Marktwert“ sinkt. Beta-Männer werden geheiratet, um an ihr Geld zu kommen oder aus Mangel an willigen Chads, begehrt werden sie aber nie wirklich und fallen gelassen bei der ersten sich bietenden Alpha-Alternative. „Alpha fucks, beta bucks“ ist das Credo von Incels und verwandter Communitys, die diese Variante Toxischer Männlichkeit praktizieren: Alpha-Männer kriegen Sex, während Beta-Männer zahlen müssen. Da Frauen auch gleichzeitig die alleinigen Gatekeeper von Sex und Partnerschaft sind (und generell die Gesellschaft dominieren, dazu später mehr), gibt es nur zwei Möglichkeiten für truecel Beta-Männer. Entweder akzeptieren, dass sie für immer allein sein werden, da sie von Frauen und Chads um das betrogen werden, was ihnen ihrer Ansicht nach als heterosexuelle Männer rechtmäßig zustehen sollte. Da Incels den Grund für ihre wirkliche oder gefühlte Einsamkeit in der Regel rein in ihrer „minderwertigen“ Anatomie sehen, anstatt in ihrer Tendenz, Frauen als verstandslose, bösartige Sexobjekte zu sehen, ist dies für sie auch ein Zustand, der naturgegeben ist und sich nicht ändern lässt. Es gibt für sie also keine Hoffnung auf ein erfülltes Leben aka willig gegebenen Sex.[5] In Incel-Kreisen wird diese „Einsicht“ bezeichnet als „die schwarze Pille nehmen“. Die Incel-Community gedenkt regelmäßig den Fallencel, also den Männern, die sich aufgrund dieser deprimierenden Aussicht, die in der Echokammer der Incel-Bewegung pausenlos gepredigt wird, das Leben nehmen. Die andere Möglichkeit ist das, was Elliot Rodger und seine spirituellen Vor- und Nachfolger[6][7] als Aufstand der Beta-Männer bezeichnen: die gewaltsame Rache der Incels an allen Chads und Stacys, am besten einhergehend mit einer kompletten Umwälzung der Gesellschaft, so dass Frauen wieder an ihren rechtmäßigen Platz gezwungen werden und die Unterdrückung der Beta-Männer endet. Rodger beispielsweise wünschte sich laut seinem 141 Seiten langen Manifest für diese post-revolutionäre Utopie, dass alle Frauen in Konzentrationslager gesperrt und die Mehrheit langsam zu Tode gehungert werden würde, während er selbst von einem Turm aus zusehen würde. Der Rest der weiblichen Bevölkerung sollte in geheimen Laboren nach rationalen Vorgaben zwangsbefruchtet werden, um das Fortbestehen der menschlichen Rasse zusichern.[8] Andere Incels äußern schon mal den Vorschlag, dass allen weiblichen Babys direkt nach ihrer Geburt die Vagina zugenäht werden sollte, damit sie sich nicht in Roasties verwandeln können, sondern später noch angenehme Sexpartnerinnen für ihren Ehemann sein können. Allgegenwärtig ist die Ansicht, dass Frauen zu irrational und unterentwickelt seien, als dass mann ihnen die Entscheidung überlassen dürfte, mit wem sie sich „paaren“ und „fortpflanzen“ sollten. Incel-Blogs äußern sich durch einen so virulenten und offen gewaltverherrlichenden Hass, dass das Incel-Forum auf der öffentlichen Diskussionsseite Reddit.com bereits zweimal gesperrt worden ist und in seiner dritten Reinkarnation aktuell bereits wieder unter Quarantäne steht. Jede Person, die sich schon einmal näher mit Reddit befasst hat, kann sich ausmalen, wie extrem ein Subreddit werden muss, bevor er verboten wird. Incels als Teil der Manosphere Die Incel-Bewegung erscheint wie eine sehr extreme Nischenkultur, fügt sich jedoch nahtlos in das ein, was sich im englischen Sprachgebrauch als Manosphere entwickelt hat. Ein Netzwerk aus antifeministischen Männerrechtsgruppierungen[9], der Pick Up Artist-Szene (PUA), Incels, und Men Going Their Own Way (MGTOW). Vereint sind diese Gruppierungen durch ihren dezidiert antifeministischen und oft völkisch-nationalistischen Standpunkt. Oder, um es mit der deutschen Webseite WikiMANNia.org auszudrücken: feminismusfrei und antithetisch zur feministischen Opfer- und Hassideologie, damit sich Jungen und Männer emanzipieren können von der Femokratie.[10] „Nieder mit dem Feminismus, nieder mit dem Genderismus, nieder mit der Invasion[11], nieder mit der Schweigespirale.“ Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels feiert WikiMANNIA übrigens stolz „10 Jahre feminismusfreie Information!“[12] Man wolle, so die gemäßigteren Seiten der Manosphere Männer dabei unterstützen, sich selbstbewusst, naturgemäß und unbeeinflusst zu entwickeln. Daher habe man nichts gegen Frauen, sondern lehne nur die Ideologie des Feminismus ab. Frauen sind auch durchaus willkommen an den Rändern einiger dieser Kreise, solange sie wissen, wo ihr Platz ist.[13] Wie der berühmte schwarze beste Freund eines jeden rassistischen Menschen werden Antifeministinnen besonders gerne als Gesicht der „Feminismuskritik“ der Öffentlichkeit präsentiert. So wurde es immens beworben, als 2017 Laci Green, bekannte Youtuberin und bis dahin Star der sexpositiven-feministischen Szene, verkündete, sie habe „die rote Pille“ genommen und ab da in der Öffentlichkeit freundschaftlich mit Gamergate-Initiatoren und →Alt-Right-Bloggern verkehrte. Die rote Pille, das ist das zentrale Konzept der Manosphere. Die Metapher basiert auf den Matrix-Filmen, in denen Protagonist Neo vor die Wahl gestellt wird, eine blaue oder eine rote Pille zu nehmen. Die Illusion, gegen die die Manosphere ihre rote Pille genommen haben will, ist die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen. →Sexismus sei real, existiere aber nur gegen Männer. Männer, so die RedPiller-Philosophie, sind Gefangene in einer feministischen Matrix, versklavt, finanziell und emotional ausgebeutet und so indoktriniert, dass sie davon nicht einmal etwas mitbekämen. „Normies“ nennen RedPiller verächtlich die Menschen, die diese fundamentale Wahrheit nicht erkennen würden. Weil sie nicht intelligent genug dafür seien[15], oder weil ihre Gehirnwäsche durch die feministische Ideologie zu tiefsitzend sei. Frauen, allen voran Feministinnen, bewahren diese weibliche Hegemonie, indem sie einerseits die Gatekeeper von Sexualität und damit Fortpflanzung seien, andererseits, indem sie alle Männer als Täter und alle Frauen als Opfer von Männlichkeit positionieren würden, um sich dadurch einen gesellschaftlichen Freibrief zu sichern und Männer von ihrer natürlichen, dominanten Männlichkeit zu entfremden. Wie nun mit dieser tieferen Wirklichkeit – Frauen und Männer sind von Natur aus völlig verschieden und Männer werden von Frauen systematisch unterdrückt – umgegangen wird, daran spaltet sich die Manosphere nun in ihre verschiedenen Zweige auf. Men Going Their Own Way (MGTOW) ist beispielsweise eine separatistische Community von Männern, die Frauen in ihrem Wesen und ihren Daseinszielen für so unvereinbar mit ihrer eigenen Männlichkeit halten, dass sie sich jeder emotionalen, sozialen oder hegemonialen Verstrickung mit Frauen verweigern wollen, oder, wie sie es selbst in ihrem Namen ausdrücken: selbstbestimmt als Männer ihren eigenen Weg gehen. Pick Up Artists (PUA), zu Deutsch Verführungskünstler, sind wiederum Männer, die sich sexuelle Eroberungen und Zugang zu Frauen zum Ziel setzen. Dazu setzen sie auf mal mehr, mal weniger ausgeklügelte Systeme basierend auf Neuro-Linguistischem Programmieren, →Evolutionspsychologie, Game-Theorie und Managertraining.[16] Den Wert eines Mannes (Alpha, Beta oder sogar noch geringer) misst die PUA-Szene nach der Anzahl und Attraktivität seiner eroberten Sexpartnerinnen. Während Incels die Welt in Beta- und Alpha-Männer unterteilen und keinen Wechsel zwischen diesen Kategorien für möglich halten, behaupten PUA-Coachs, dass jedem Mann weibliche Sexualität offensteht, wenn er sich nur an das richtige Set allgemeingültiger und zeitloser Regeln für soziale Interaktion hält. Ihre jeweilige, garantiert unfehlbare Manipulationstaktik zur Erlangung von Geschlechtsverkehr bieten sie für teures Geld in Seminaren, Handbüchern und Online-Kursen an. Hier zeigt sich auch, wie eng die verschiedenen Strömungen der Manosphere miteinander verflochten sein können. Rodger hatte versucht, über PUA-Methoden an Frauen zu kommen und war dabei nach eigener Aussage erfolglos geblieben. Also wechselte er zur deterministischeren Incel-Philosophie und erweiterte seinen Hass auf Frauen um Hass auf Chads und PUA-Coachs, die Männern wie ihm falsche Hoffnungen machen und um ihr Geld betrügen würden.[17] Die Performanz nicht-hegemonialer Toxischer Männlichkeit in der Incel-Community Es fällt leicht, Bewegungen wie Incels und RedPiller als Ausläufer konservativer-→patriarchaler Gesellschaftsströmungen zu bezeichnen, die sich in das Medium Internet übertragen haben. Der übliche Stammtischsexismus alter, weißer Männer, wie mensch ihn schon ein ganzes Leben lang kennt. Das Internet, so die Erklärung, ist voller Arschlöcher, weil das Leben voller Arschlöcher ist. Bei genauerer Betrachtung spricht jedoch viel dafür, dass es sich hierbei um eine neu entstandene, eigenständige Form Toxischer Männlichkeit handelt. Die Idealgesellschaft, die Incels propagieren, ist durchaus patriarchal, aber es ist ein Patriarchat der →marginalisierten, der Beta-Männer. Für Incels sind Alpha-Männer (fast) genauso der Feind wie Frauen. Sankt Elliot, der jungfräuliche Märtyrer von 4chan und Reddit[18], tötete bewusst Frauen UND Männer. Die Männlichkeit, die von der Incel-Community produziert wird, ist eine nicht-hegemoniale – der alpha-patriarchale Status Quo ist ihnen ebenso verhasst, wie die von Antifeministen befürchtete Femokratie. Insgesamt findet sich in der Manosphere eine überraschend heterogene Einschätzung von erstrebenswerter Männlichkeit. MGTOW sehen es als Ideal von Männlichkeit, sich völlig von Frauen zu emanzipieren, PUAs messen ihre Männlichkeit in Flirterfolgen, Incels streben nach sexueller Inbesitznahme von Frauen, definieren ihre ganze Persönlichkeit jedoch gleichzeitig durch den Mangel daran, christlich-konservative Abtreibungsgegner treffen auf „einerseits bin ich pro Abtreibungsrecht, weil dadurch Babys sterben, andererseits bekommen Frauen dadurch eine Wahl“-4chan Trolle. Letztlich scheint es nur zwei verbindende Eigenschaften in der Manosphere zu geben:
– Cantor Brahe[19]
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Fußnoten[Bearbeiten]
- ↑ Dieser Text verzichtet auf die stilistische Konvention der übrigen Ausgabe bezüglich der Schreibweise von Geschlechterkategorien, da ich hier die Begrifflichkeiten und Weltsicht der Incel-Kultur beschreibe. Aus diesem Grund nehme ich im Text auch nur Bezug auf →binäre Geschlechter.
- ↑ Weshalb es eine beliebte Forderung von Incels ist, dass gesetzlich allen Männern eine sexuell hörige Freundin zur Verfügung gestellt werden müsste.
- ↑ Nicht aber durch mehrmaligen Verkehr mit ein- und demselben Partner, aus Gründen.
- ↑ Hand hoch, wer inzwischen ein Leitmotiv in der Schöpfung von Incel-Begrifflichkeiten gefunden hat.
- ↑ Und nein, das Problem der Incels lässt sich nicht dadurch lösen, dass ihnen Sexarbeiterinnen zur Verfügung gestellt werden, wie ich es schon als Lösungsvorschlag gesehen habe. Zum einen sind auch Incels, die Sex mit Sexarbeiterinnen haben, immer noch Incels (wenn jetzt auch der Unterkategorie Escortcel), weil sie ja für Sex bezahlen müssen, obwohl er ihnen eigentlich von Natur aus rechtmäßig zustünde. Zum andern sollte jeder Mensch, der vorschlägt, gewaltverherrlichende, →misogyne Männer zu besänftigen und von der restlichen weiblichen Bevölkerung abzulenken, indem mensch ihnen Sexarbeiterinnnen als Kanonenfutter vorwirft, sich lange und eindringlich mit der eigenen Einstellung gegenüber der Menschenwürde von Sexarbeiter*innen beschäftigen.
- ↑ Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass Rodgers Amoklauf, so mensch ihn denn als solchen bezeichnen kann, der erste durch Frauenhass ausgelöste öffentliche Massenmord war. Nur der erste, durch den gerade die Incel-Bewegung mediale Aufmerksamkeit erhalten hat. Mensch denke beispielsweise an das berühmte Massaker an der polytechnischen Hochschule Montréal in 1989, als Marc Lépine 14 Frauen tötete, um den Feminismus zu bekämpfen. Ebenso wenig handelt es sich um ein Phänomen, das nur auf den nordamerikanischen Kontinent beschränkt ist. Die drei Opfer des Messerstechers von Nürnberg im Dezember 2018 waren wohl nicht zufällig alles Frauen.
- ↑ Anmerkung: Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass regelmäßig von „Einzelfall“ die Rede ist, wenn das Opfer von einem Zuwanderer gemessert wurde.
- ↑ Der Vollständigkeit und Nachprüfbarkeit wegen füge ich einen Link zu Rodgers „A Twisted Mind. The Story of Elliot Rodger“ als PDF den Quellen bei. Obwohl es sich um einen sehr aufschlussreichen Text handelt, rate ich jedem Menschen, der sensibel gegenüber Misogynie, Rassismus und Gewalt ist, die Lektüre eher ab.
- ↑ Es gibt auch nicht-frauenfeindliche Männerrechtsbewegungen. Diese werden hier nicht gemeint.
- ↑ Neben „Staatsfeminismus“ ein beliebtes Schlagwort, um auszudrücken, dass die Gesellschaft von einer feministischen Kabale beherrscht wird.
- ↑ Geflüchtete. Die Invasion sind Geflüchtete
- ↑ Alle direkten und indirekten Zitate aus dem Missionstext von WikiMANNia von http://de.wikimannia.org/Hauptseite (letzter Zugriff am 03.03.2019).
- ↑ Vorzugsweise Kinder, Küche und das Bett ihres Ehemanns. Denn in der „nicht-korrumpierten“ Gesellschaft sollten Männer „echte Männer“ und Frauen „echte Frauen“ sein. Die von der Manosphere propagierten Geschlechterrollenideale ähneln auffällig denen völkisch-nationalistischer Kreise.
- ↑ Damit ist die rote Pille der zweite Begriff von Incels und Konsorten, den ursprünglich →queere Frauen erfunden haben. Das ist die Art von Ironie, die man in RedPill- und Incel-Foren nur ansprechen sollte, wenn man Wert auf besonders farbige Todesdrohungen legt.
- ↑ Es ist fester Bestandteil, des Redpill- und damit auch des Incel-Selbstverständnisses, dass ihre eigene Seite per definitionem die der Rationalität und des überlegenen Intellekts ist. Dadurch lässt sich natürlich jede Gegenstimme kategorisch als irrational oder schlicht hysterisch entkräftigen, ohne tatsächlich auf ein Argument eingehen zu müssen.
- ↑ Populäre PUA-Taktiken sind z.B. „negging“: das Selbstbewusstsein einer Frau durch getarnte Beleidigungen so lange untergraben, bis sie dankbar ist, dass du dich überhaupt noch mit ihr abgibst; „shit-testing“: gezielte, sich steigernde Eskalationen in Gesprächen oder sozialen Situationen, um die Grenzen einer Frau auszutesten und auszuhöhlen; oder „drück ihr Gesicht plötzlich in deinen Schritt und zwing sie so zum Oralverkehr“.
- ↑ Es scheint wie ein Treppenwitz des Internetzeitalters, dass die Webseite, die sich am lautstärksten gegendie PUA-Szene und ihre Geschäftspraktiken äußerte – PUAhate.com – ein populärer Austauschort für Rodger und anderer Incels und Red-Piller war. Bis die Seite durch die Verbindung zu Rodger nach seinem Amoklauf zu sehr ins Rampenlicht medialer Aufmerksamkeit geriet und geschlossen wurde. Um bald darauf wieder aufzuerstehen unter dem neuen, mensch mag sagen, ehrlicheren Namen Sluthate.com. (Zum Zeitpunkt der Verfassung leitet diese Domain mittlerweile automatisch auf das Forum redpilltalk.com um. Zielgruppe und Fokus bleiben unverändert.)
- ↑ Siehe z.B. „St. Elliot is watching over me in heaven, and he protects me, and he loves me. He always does things to make my painful virgin life better in little ways. […] St. Elliot is watching and protecting me and all other supreme gentleman[sic!]. St. Elliot loves us all and he will bless us if we praise him and thank him for his generosity and sacrifice.“ https://www.reddit.com/r/copypasta/comments/5ssrsh/elliot_rodgers_is_a_saint/ (letzter Zugriff am 03.02.2019).
- ↑ Cantor Brahe: Incels, RedPiller und Toxische Maskulinität, in: Toxische Männlichkeit, Nebenwidersprüche - Anarcha-Feministisches FanZine, Ausgabe 02/März 2019, Seite 22-31